MainKind | Ausgabe 3/2022

º Völklinger Hütte Tages, auf dem der blaue Himmel nur ein tristes Grau hergibt. „So war das damals“, erzählt Schäfer und berichtet von den Äpfeln, auf denen eine dicke Staubschicht lag oder vom Waschtag, an dem die Hausfrauen stets den Finger in den Himmel reckten: „Wenn der Wind von der Hütte kam, wurde die Wäsche nie rausgehängt.“ Ein weiteres, heute unvorstellbares Kapitel: Viele Jahrzehnte standen die Männer am Hochofen und in der gesamten Hütte ohne Schutzkleidung. Sie trugen einfach schwere Baumwollhosen- und Jacken. Auch den Gehörschutz lehnten anfangs viele Maschinisten ab: Sie wollten ein Ohr haben für ihre Kolben, Gestänge und Zahnrädern, damit sie sie rechtzeitig mit Öl schmierten und regulierten. In der Möllerhalle reihen sich die Hängebahnwagen. In ihnen gelangten die Rohstoffe wie Eisenerz über einen Schrägaufzug zu den sechs Hochöfen. Nach einem Schiebe- und Schwenktest an den Hängewagen ging es hinauf auf 45 Meter Höhe, dorthin, wo die Befüller die Fracht aus den Wagen in die Öfen kippten. Ein lebensgefährlicher Job, berichtet Schäfer. Jedes Mal, wenn die Männer die Öfen öffneten, entwich ein lebensgefährliches Gas. Folglich achteten sie wie die Hausfrauen mit der Wäsche, woher der Wind wehte. Wie sich die Natur Zug um Zug die Hütte zurückholt, ist in der Hölle zu sehen, sagt Schäfer: Wegen der Hitze, die beim Umwandeln von Steinkohle in Koks entstand, lag der Name für diesen Arbeitsplatz auf der Hand. Nachdem 1986 die Hütte schloss, kehrten Pflanzen und Tiere zurück und lieferten den Namen für das Areal: Paradies. Bienen, Schmetterlinge, Eidechsen, manchmal auch ein Fuchs sind dort zwischen Birken und Schmetterlingsflieder zu Hause. Und auch eine sehr große Kreatur: der zehn Meter hoher King Kong des Künstlers Ottmar Hörl, der zur Urban Art Biennale vor drei Jahren dort einzog. (kakü) Völklinger Hütte Die Völklinger Hütte ist seit 1986 stillgelegt und erhielt 1994 als weltweit einziges komplett erhaltenes Eisenwerk aus der Zeit der Industrialisierung den Status des Weltkulturerbes. Auf eigene Faust oder mit Führungen können Besuchende dort in die Industriegeschichte eintauchen. Die Hütte ist an 362 Tagen im Jahr geöffnet, Erwachsene zahlen 17 Euro Eintritt, das Zwei-Tages-Ticket kostet 20 Euro. Neben der Hütte anzusehen sind in Völklingen zwei Wildparks, außerdem gibt es ein großes Erlebnisbad. Im benachbarten Saarbrücken, wo sich die Jugendherberge als Quartier anbietet, locken die schaurig-schönen Kasematten unter dem Saarbrücker Schloss, ein Waldhochseilgarten, das Erlebnisbergwerk Velsen und Ausflüge ins nahe Frankreich. (kakü) www.voelklinger-huette.org https:tourismus.saarbruecken.de Junior-Bäder-Karte! www.frankfurter-baeder.de Ganz einfach mit deiner Für Kids bis14Jahren Freier Eintritt Nichts wie raus | 15

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