MainKind | Ausgabe 3/2022

Bilder: Kühlewind º Völklinger Hütte Eintauchen in die Industriegeschichte können Jung und Alt in der Völklinger Hütte. Wo einst über viele Jahrzehnte rund um die Uhr Eisen gefertigt wurde, tummeln sich seit mehr als drei Jahrzehnten neugierige Besuchende und fantasievolle Kunstschaffende in der saarländischen Stadt. Seit 1986 ist die Produktionsstätte Weltkulturerbe als weltweit einziges vollständig erhaltenes Eisenwerk. Johannes und seine Schwester Mareike legen die Nasen in Falten. Kaum haben sie die Gebläsehalle betreten, schlägt ihnen ein einzigartiger Geruch entgegen. Für die Menschen in Völklingen ist es eher ein Duft, der auch Jahrzehnte nach dem letzten Eisenstich in der riesigen Halle hängt – eine Mischung aus Öl und Kohle mit einer dezenten Prise Schwefel. „Willkommen zu einer Zeitreise in die Jahrzehnte der Industrialisierung“, begrüßt Sarah Schäfer ihre Gruppe. Die selbständige Reiseveranstalterin führt immer wieder Besucherinnen durch die Hütte und genießt vor allem die wissbegierigen Fragen der Kinder. Da zahlt sich aus, wie sie sich viele Informationen für ihre Führungen beschafft hat: „Ich bin viele Tage mit Ehemaligen durch die Hütte gegangen und habe mir alles haargenau erzählen lassen.“ In der Gebläsehalle stehen riesige Schwungräder, die Luft in die Hochöfen pumpten, um das Eisen aus dem Erz zu schmelzen. 3500 PS hatte jede der zehn Maschinen an Kraft, doch die wurden recht schnell gedrosselt: „Die Fließen am Boden sind reihenweise kaputt gegangen“, erzählt Schäfer. Dass in der Hütte nichts verschwendet werden sollte, erfahren die Besucher in der Sinteranlage. Dort schmolzen die Arbeiter gesammelten Erz-Staub zu dicken Platten, die anschließend eine gigantische Häckselmaschine zu handlichen Brocken zerkleinerte. Eher ernst ist es am Mahnmal für die Zwangsarbeiter. Wer durch den Gang zwischen den hoch gestapelten Kisten mit Mitarbeiternummern läuft und dabei eine Runde um einen Berg von Arbeiterkutten macht, hört allenthalben geflüsterte Namen ehemaliger Zwangsarbeiter. Den trüben Alltag rund um die Hütte zeigt ein riesiges Bild eines sonnigen Zeitreise zwischen Hölle und Paradies 14 | Nichts wie raus

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