MainKind: Frau Dziobek-Bepler, Sie haben sich spezialisiert auf die Planung von Räumen mit dem Fokus auf Kinder. Was muss ein Raum grundsätzlich haben, damit Kinder sich wohl fühlen? Nathalie Dziobek-Bepler: Begegnen wir Kindern auf Augenhöhe und verstehen ihre Bedürfnisse, können wir ein Umfeld für sie schaffen, das anregend, schützend und flexibel zugleich ist. Besonders wichtig sind klare, aber offene Raumstrukturen, natürliche Materialien und vielseitig nutzbare Zonen. Kinder reagieren stark auf Atmosphäre – deshalb legen wir großen Wert auf eine Umgebung, die Geborgenheit und zugleich Freiheit vermittelt. Flexibilität, Zonierung, Sichtbeziehungen und Rückzugsorte sind essenziell. Genauso unterschiedlich wie Kinder sind, so verschieden sind auch die Zonen. Gelten diese Prämissen für alle Räume, egal ob nun in der Kita, der Schule, beim Zahnarzt oder zuhause? Ja, eine kindgerechte Maßstäblichkeit und Orientierung, sinnliche Materialien und eine Umgebung, die zur Selbstständigkeit, zum Entdecken und zum Spielen anregt, sind essenziell in allen Bereichen. Kinder gehören genauso wie Erwachsene zur Gesellschaft und zur gebauten Umwelt – weit über Kitas und Schulen hinaus. Kindgerechte Architektur entsteht, wenn es uns Erwachsenen gelingt, die Perspektive von Kindern einzunehmen. Kinder fühlen, denken und empfinden anders als Erwachsene. Sie reagieren auf ihre Umgebung intuitiv, direkt und unvoreingenommen. Ihre Umgebung erschließen sich Kinder, indem sie sich in ihr bewegen, sie fühlen und erforschen. Drei-Zimmer-Wohnung mit 80 Quadratmetern. Dort wohnt ein Paar mit einem Dreijährigen, das zweite Kind kündigt sie an. Wie sollten Eltern vorgehen, wenn sie beiden Kind Raum geben möchten? In solchen Fällen ist Kreativität und Partizipation gefragt. Ein Kinderzimmer muss nicht groß sein – aber es muss gut zoniert sein. Wenn sich zwei Kinder ein Zimmer teilen, können Vorhänge, kleine Podeste, Höhlen oder Regale als Raumtrenner sowohl Rückzug als auch Begegnung ermöglichen. Multifunktionale Lösungen schaffen Flexibilität, auch auf engem Raum. Besonders schön ist es, wenn Kinder in die Planung einbezogen werden – ihre Wünsche zählen und sie entwickeln oft selbst großartige Ideen. Wie ist das Kinderzimmer optimal zu nutzen, um Bereiche zum Spielen wie auch Rückzugsorte zu schaffen? Durch Zonierung – Kinder brauchen Flächen zum Toben, aber auch ruhige Nischen, in die sie sich zurückziehen können. Wir arbeiten gern mit Podesten, Vorhängen oder flexibel nutzbaren Möbeln. Ein einfaches Regal kann Raumgrenzen markieren, ein Hochbett schafft unten Platz für eine Kuschelecke. Auch Licht kann Zonen definieren – hell für die Bastel- und Spielbereiche, gedimmt für Ruheorte. Räume sollten nicht starr sein – sondern mitwachsen, sich verändern, sich dem Tagesrhythmus und dem Alter anpassen. Der Ultraschall bestätigt: Nachwuchs ist unterwegs. Für viele werdende Eltern spielt fortan die Frage des künftigen Wohnens eine große Rolle. MainKind fragte Nathalie Dziobek-Bepler, was einen guten Raum für Kinder ausmacht. Die Architektin und ehemalige Viva-Moderatorin hat selbst drei Kinder, lebt in Berlin und hat sich auf die Planung von Räumen für Kinder spezialisiert. Nathalie Dziobek- Bepler Interview mit Bild: baukind Räume dürfen wachsen wie Kinder selbst
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