MainKind | Ausgabe 72/2025

Wenn also der Urlaub zu Hause schon lange im Vorfeld geplant wird, dürfen bei den unterschiedlichen Programmschwerpunkten mal die Kinder, mal die Eltern den Ton angeben? Genau, so sollte es sein. Wie sollte die Familie es anpacken, wenn nicht mehr viel Zeit für die Vorbereitung ist und die Entscheidung für den Urlaub zu Hause erst kurzfristig gefallen ist? Für die Urlaubsplanung ist es nie zu spät. Information ist immer auch eine Holschuld. Der Vorteil der kurzfristigen Planung: Man kann alle wirklich aktuellen Informationen einholen. Das Internet ist dabei wohl die größte Hilfe. Bei diesem Planungstool sind auch die Kinder gerne dabei. „Wer findet bis morgen Mittag die spannendsten Angebote?“ Ein Wettbewerb, der Kindern die gleichen Chancen einräumt, wie ihren Eltern. Der Start in den Urlaub hat als Ritual oft das Kofferpacken. Wenn man zu Hause bleibt, fällt das ja weg. Was kann man denn stattdessen als Ritual einführen? Das Planen dieses Urlaubs. So wie das Kofferpacken einen Tag in Anspruch nimmt, etwa die Überlegungen, was letztes Jahr zu viel oder zu wenig eingepackt wurde. Wenn man einen Urlaub zu Hause plant, braucht man mindestens ähnlich viel Zeit, um das, was man sich vorgenommen hat, auch zu checken. Da gilt es herauszufinden, ob das Vorhaben jetzt wirklich möglich ist, ob sich da etwas geändert hat, ob die Eintritte, so wie man sie geplant hat, möglich sind. Wenn man da einen 14-Tage-Urlaub zu Hause geplant hat, dann ist dieser letzte Vorbereitungstag zu Hause mit dem Kofferpacken zu vergleichen. Sollte der Urlaub zu Hause auch ein Wechsel zwischen spannenden und aufregenden Unternehmungen und Dingen sein, von denen man sagt, die Familie kommt gemeinsam ein bisschen zur Erholung runter? Ja, natürlich. Und man muss auch flexibel bleiben können. Man sollte zum Beispiel für jeden Tag eine Schlechtwetter- und eine Schönwetter-Variante parat haben. Und wenn die gemeinsame Urlaubszeit zehn oder 14 Tage dauert, lässt man bewusst drei, vier Tage frei und sagt: Da setzen wir uns am Vorabend zusammen und überlegen. Wichtig ist, sich beim Planen eines Urlaubs, ob zu Hause oder in der Ferne, realistische Erwartungshaltungen zu setzen. Diese dann zu erfüllen, das ist eigentlich die Zufriedenheit mit dem Urlaub. Also eine Mischung aus Planen und kurzfristigem Reagieren, auch um auf besondere Wünsche eingehen zu können? Genau, und Erwartungen zu Hause kann man ja klarer und realitätsnäher festlegen als bei einer Urlaubsreise in ein fremdes Land. Diese freien Tage, die man sich da einplant, sind durchaus sinnvoll. Also nicht alles verplanen, sondern auch Zeit für Mut zur Muse und zur Ruhe lassen. Wenn die Eltern einen Lese-Tag einplanen, dann muss man für die Kinder einen entsprechenden Erlebnis-Tag vorsehen, wo sie weitgehend selbstständig sein können. Sollten beim Urlaub zu Hause auch die elektronischen Medien Ferien haben? Ein schwieriges Thema, denn ich bin gegen das Erziehen von Erwachsenen und Kindern in den Ferien. Wir werden ohnedies im Alltag, ohne es zu merken, erzogen, gebildet, die Kinder müssen in der Schule Regeln entsprechen. Grundsätzlich ist es in jeder Familie anders. Urlaub ist die Möglichkeit, dass die Familie sich neu findet, sich neu formiert, und da gehört das Thema Handy für die Kinder natürlich dazu. Und der Versuch, mal auf das Handy zu verzichten, kann ja zuhause mit irgendwelchen Boni verknüpft sein: Wer schafft es wirklich einen Tag ganz ohne Handy auszukommen. Da kann sich die ganze Familie dann vergleichen, wer hat es wirklich geschafft und wer nicht. Das ein bisschen spielerisch für die Kinder anzubieten, macht auch für die Erwachsenen Sinn. Wie würde für Sie persönlich der optimale Urlaub zuhause aussehen? Als Zusammenfassung dessen, was wir bisher besprochen haben: Rechtzeitig mit der Planung beginnen, Kinder miteinbeziehen, Alternativen für fast jeden Tag vorzubereiten. Auch einen Ruhetag oder mehrere einzuplanen, an denen die Kinder durchaus etwas unternehmen können. Und dass man auch Tage vorsieht, die bewusst nicht verplant sind. Fazit: Vorbereitung als Erfolgsrezept. Genau, Urlaub wird geplant, wie ein Stundenplan. Nicht verplant, aber geplant. Wer diesen feinen Unterschied berücksichtigt, ist dem Urlaubsglück einen großen Schritt näher. Urlaub in der Heimat | 5 Peter Zellmann Jahrgang 1947, ist ein österreichischer Erziehungswissenschaftler und Psychologe. Seit 1987 ist Zellmann Leiter des Institutes für Freizeit- und Tourismusforschung (IFT) in Wien. Zudem ist er Kooperationspartner der BAT Stiftung für Zukunftsfragen in Hamburg. Von ihm sind zahlreiche Fachpublikationen erschienen wie „Du hast fünf Leben“ oder „Die Zukunft, die wir wollen“, beide erschienen im Manz-Verlag. Eine neue Publikation ist in Arbeit. Sie wird sich mit den aktuellen Hauptthemen unserer Gesellschaft und mit der Zukunft auseinandersetzen. Peter Zellmann ist verheiratet, hat drei Kinder. www.freizeit- forschung.at

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