MainKind | Ausgabe 3/2023

arbeit von pädagogischen Fachkräften ein wichtiges Ergebnis: Eltern sind auch für die eigene Handynutzung zu sensibilisieren und über ihre Vorbildfunktion aufzuklären. Auch Väter und Mütter posten Bilder, Filmchen und Texte. Auf Instagram beispielsweise präsentiert manch Elternteil das komplette Familienleben. Was macht das mit den Kindern? Es ist zum Teil beeindruckend, wie unreflektiert Eltern mit Bildern ihrer Kinder umgehen und diese posten – das nicht nur für einen begrenzten Freundeskreis, sondern häufig zugänglich für eine extrem große Zahl von Nutzern. Damit öffnen die Eltern Tür und Tor für Stalker, Pädophile etc. Eltern brauchen hier unbedingt eine hohe Sensibilität. Zudem sollten sich Eltern bewusst sein, dass das Posten von Bildern und Filmen in die Persönlichkeitsrechte ihre Kinder eingreift. Spätestens ab dem 14. Lebensjahr haben Kinder das Recht am eigenen Bild. Und da Bilder häufig über Jahrzehnte im Netz zu finden sind, sollte also schon sehr früh darauf geachtet werden. Das komplette Interview mit Antworten zum Thema Handy am Kinderwagen, dem Umgang mit Zeitkontingenten und Informationsangeboten sowie Tipps, wie Eltern am besten auf OnlineMobbing reagieren, lest ihr auf www.mainkind- magazin.de. Was alles zählt zu diesen Regeln? Dazu gehört, welche Apps werden installiert. Aber auch die tägliche Nutzungsdauer ist ein Aspekt. Darüber sollten Eltern mit ihren Kindern in den Dialog treten und die gemeinsam aufgestellten Regeln dann auch verbindlich einhalten. Die Erfahrung zeigt, dass konsensuell erarbeitete Regeln von Kindern auch gut eingehalten werden. Ein rigides Festlegen macht wenig Sinn. Für das Einhalten der Regeln, wie das Zeitbudget oder den Zugriff auf Inhalte, können sich Eltern auch technischer Hilfsmittel bedienen, wie zum Beispiel Time.Limit.io für Android. Fürs iPhone ist es bereits integriert und unter Bildschirmzeit zu finden. Welche Rolle spielen beim Thema Mediennutzung und -umgang Schulen und Lehrkräfte? Grundsätzlich ist das eine Aufgabe für alle an der Erziehung beteiligten Akteure und Institutionen. Das beginnt aus meiner Sicht bereits im Kindergarten und führt sich in der Schule fort. Wir brauchen in den Einrichtungen kompetente pädagogische Fachkräfte, die an dem Thema Medienkompetenz-Vermittlung kontinuierlich mit den Kindern arbeiten. Die Verantwortung an den Schulen ist sehr hoch und nur gemeinsam mit allen Beteiligten ist eine optimale Medienkompetenz-Vermittlung zu realisieren. Eine Herausforderung in Sachen Medienkompetenz ist gewiss auch die künstliche Intelligenz. Wie sollten wir Kinder für den Umgang mit ChatGPT wappnen? ChatGPT ist für mich nur eine neue und zugleich sehr attraktive Plattform, die besonders viele Möglichkeiten bietet. Generell gehört der Chatbot zum Oberthema künstliche Intelligenz. An dieses Thema sollten Kindern schon sehr früh herangeführt werden, damit ihnen bewusst wird, warum sie in YouTube oder TikTok diese oder jene Vorschläge bekommen und was das mit ihren Präferenzen zu tun hat. Für ChatGPT gilt ein Mindestalter für die Nutzung von 13 Jahren und für die Registrierung von 18 Jahren. Nichtsdestotrotz werden Kinder unter 13 Jahren auch damit arbeiten. Für Eltern wie für Lehrkräfte gilt aus meiner Sicht, das Thema nicht auszublenden oder gar zu verbieten. Es gilt vielmehr, sich mit den Chancen und Risiken solcher Programme auseinanderzusetzen. Übergeordnet geht es um die Fähigkeit zur Quellenkritik und die Informationskompetenz. Lehrkräfte sollten mit Kindern und Jugendlichen mit ChatGPT arbeiten, sich die Ergebnisse gemeinsam anschauen und dabei erkennen, welche Quellen das System nutzt und welche Fehler entstehen. Welche Erkenntnisse haben Sie darüber, wie intensiv Social Media-Kanäle genutzt werden, um Gleichaltrige auszugrenzen oder gar niederzumachen? Dazu gibt es aktuelle Befunde vom Bündnis gegen Cybermobbing. Von Online-Mobbing waren 16,7 Prozent der Nutzer betroffen. Hochgerechnet auf ganz Deutschland sind auf Basis dieser Studie 1,8 Millionen Schüler Opfer von Online-Mobbing geworden. Corona hat die Lage verschärft und die Betroffenheitsrate erhöht. Das Verhalten der Kinder wirdmaßgeblich geprägt von der Vorbildfunktion der Eltern. Da haben wir ganz klare Befunde und auch viele andere Studien kamen zu einer deutlichen Antwort: Das Vorbildverhalten der Eltern im Umgang ist einer der bedeutendsten Prädiktoren dafür, wie das eigene Kind das Handy nutzt. Wenn ich als Elternteil ein Familienessen wegen des Handys unterbreche oder mitten in einem Gespräch mit dem Kind aufs Smartphone schaue, darf ich mich nicht wundern, wenn mein Kind ebenfalls unreguliert und wenig selbstbestimmt das Smartphone nutzt und eine hohe Unterbrechungsfrequenz im Alltag hat. Dies ist auch für die ElternDie Welt der Medien | 5 Dr. Karin Knop (48 Jahre) ist Diplom-Erziehungswissenschaftlerin mit den Schwerpunkten Medienpädagogik und Erwachsenenbildung und stammt aus Landau in der Pfalz. Von 1999 bis 2021 lehrte und forschte sie in den Bereichen Medien- und Kommunikationswissenschaft an den Universitäten Koblenz-Landau, Lüneburg und Mannheim sowie an der Katholischen Universität Eichstätt und der Ludwig-Maximilians-Universität München. Ihr Interesse gilt den aktuellen Wandlungen innerhalb der Fernsehlandschaft und Entwicklungen im Bereich der Nutzung digitaler, mobiler Medien. Sie ist derzeit als freie Medienforscherin und Medienpädagogin sowie als Referentin tätig und bildet sich zur systemischen Beraterin fort. Seit 2011 ist sie Redaktionsmitglied der Zeitschrift „MERZ – Medien und Erziehung. Zeitschrift für Medienpädagogik“.

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