MainKind | Ausgabe 3/2023

Reisen und Ausflüge – Raus mit euch! | 5 Sie sind ja das Klima in unserer Region gewohnt und nicht die dünne Luft in der Höhe. Während Erwachsene und Jugendliche klimatische Veränderungen leichter wegstecken, sind sie für jüngere Kinder schon eher eine körperliche Belastung. Sollten Eltern also die Balance wahren zwischen neuen Herausforderungen einerseits und vertrauten Parametern? Genau, es geht aber auch um die Balance zwischen den Bedürfnissen der Eltern, eventuell deutlich älterer Geschwister und der Kinder. Für jüngere Kinder gibt es dabei einen Lerneffekt, wenn sie zunehmend die Bedürfnisse der anderen akzeptieren. Ein Bespiel dafür ist, dass die Kinder auch im Urlaub mal in die Betreuung gehen, wenn die Eltern Wellness machen oder für sich sein möchten. Um unterschiedliche Bedürfnisse und Wünsche geht es ja schon bei der Wahl des Urlaubsortes. Wie sinnvoll ist es denn, die Kinder bei der Auswahl einzubeziehen? Die Idee ist gut und wichtig, hat nach meiner Erfahrung aber erst ab dem Grundschulalter eine Bedeutung. Erst in diesem Alter beginnen Kinder eine Vorstellung zu entwickeln über Entfernungen und verschiedene Umgebungsfaktoren. Ein Kind, das in einer Großstadt lebt, kann da schon mal von sich aus Lust auf den Bauernhof haben. Ab diesem Alter ist es legitim, die Kinder in die Entscheidung einzubeziehen. Ich möchte jedoch davor warnen, sich von den Kindern, vor allem bei Pubertierenden, den Urlaubsort vorschreiben zu lassen. Die Eltern müssen auch abwägen zwischen dem, was finanziell möglich ist, und dem, was Kinder sich wünschen. Sollten Eltern es den Kindern erklären, dass ein Urlaub in der Karibik ihr Budget sprengt? Es ist immer gut, mit den Kindern darüber zu sprechen. Wichtig dabei ist, nicht nur zu sagen, was nicht geht, sondern Lust darauf zu machen, was geht. Mit einigen Prospekten und reizvollen Schilderungen kann auch die Lust auf einen Paddelurlaub in der Mecklenburgischen Schweiz geweckt werden. Also vom Lagerfeuer und selbst gefangenen Fischen erzählen? Schon, aber nur im Bereich des Möglichen bleiben und keine Idealvorstellungen kommunizieren, die sich nicht erfüllen lassen. Nicht nur vor, auch im Urlaub gilt es, die verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bringen. Was empfehlen Sie? Natürlich gibt es in den unterschiedlichen Altersgruppen unterschiedliche Interessen. Ein gutes Rezept für die Tagesplanung ist, tageweise abzuwechseln, wessen Interessen im Vordergrund stehen. Bei älteren Kindern und Pubertierenden ist es wichtig, ihnen den Freiraum zu lassen, beispielsweise dass sie im Quartier bleiben während die Eltern ins Museum oder auf ein Konzert gehen. In unterschiedlichen Regionen gibt es unterschiedliches Essen. Sollen sich Eltern und Kinder einlassen auf die typische Küche der Region oder des Landes? Dafür gilt dasselbe wie für den Familientisch: Wenn Kinder vor etwas ekelt, ist dies zu respektieren, aber es sollte auf keinen Fall damit angefangen werden, alles neu zu kochen, weil es dem Kind nicht passt. Es gilt eine Balance zu halten zwischen Experimentierfreudigkeit und Vertrautem, aber auf keinen Fall Kinder dazu zwingen, etwas zu essen, das sie nicht mögen. Im Zweifelsfall lockt als Belohnung fürs heutige Ausprobieren morgen die internationale Systemgastronomie. Bei Reisen gibt es auch neue Töne und Gerüche zu entdecken, Lavendel in der Provence, Tannenduft im Schwarzwald und Fischiges an der Nordsee. Wie wirkt das auf Kinder? Kinder sind für solche Reize viel empfindlicher. Und kleine Kinder können von Reizen schnell überflutet werden, weil ihr Gehirn es noch nicht gelernt hat, solche Reize auszublenden. Es gibt Menschen, die lieber zu Hause bleiben. Wie kann deren Appetit darauf geweckt werden, Neues zu erleben. Häufig sind es finanzielle Gründe, die Menschen vom Reisen fernhalten. Zum Glück gibt es von verschiedenen Trägern Angebote für Familien, um in den Ferien gemeinsame Zeit an verschiedenen Orten zu verbringen. Und wie bewegt man Menschen, die einfach nur keine Lust haben? Da ist die Familie ein gutes Vehikel, das sowohl Eltern wie auch Kinder benutzen können. Mit dem Besuch beim lange nicht mehr gesehenen Onkel in Hamburg oder bei den Großeltern im Harz sollte sich der ein oder andere Couch-Potatoe, egal ob jung oder alt, hinausbewegen lassen. Bild: Adobe Stock

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