MainKind | Ausgabe 1/2023

º Interview Katharina Hirschenhauser, Jahrgang 1969, stammt aus Wien. Nach dem Studium der Biologie an der Universität Wien ist sie tätig als Hochschulprofessorin im Fach Biologie an der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich in Linz für die Bereiche Zoologie, Verhalten und Evolution. Zudem ist sie als Verhaltensbiologin habilitiert an der Universität Wien. Ein Forschungsschwerpunkt von Hirschenhauser ist die Biophilie, der Einsatz von Tieren in der Schule. Unter dem Titel „Was macht ein Hund im Klassenzimmer?“ hat sie auch eine Broschüre verfasst über die Wirksamkeit von Hunden in der Schule, die sich an Lehrkräfte, Eltern und Schüler*innen richtet und über die Hochschule zu beziehen ist. www.ph-ooe.at/schulhunde wäre. Also ist es auch potenziell nützlich in der Sprachförderung – das Tier als Anlass für Gespräche nach dem Motto: Man trifft sich beim Hund. Tiere im Klassenzimmer oder auch im therapeutischen Einsatz werden deshalb oft auch als „soziale Katalysatoren“ bezeichnet. Welche Unterschiede gibt es da zwischen Mädchen und Jungs und auch in den Altersgruppen? Geschlechtsbezogene Unterschiede werden erst ab der Sekundarstufe, also im Alter zwischen zehn und 14 Jahren erkennbar. Da sind es vermutlich nicht qualitative Unterschiede der Beziehung der Kinder/Jugendlichen zu ihrem Heimtier, sondern die etwas größere Bereitschaft von Mädchen, Antworten bezüglich Beziehungen zu verbalisieren. Deshalb finden wir ab der Mittelschule meist etwas höhere Beziehungswerte bei Mädchen als bei Jungen, bei Volkschulkindern gibt es diesen Unterschied noch nicht. Definitiv deutlicher sind die Wirkungen vom Aufwachsen mit Tieren bei Einzelkindern gegenüber Geschwisterkindern. Inwiefern gelten diese Erkenntnisse auch für Tiere in Schulen? Die meiste Literatur betrifft den Einsatz von Schulhunden, die als Präsenztiere meist eine soziale Rolle spielen und damit eine andere Aufgabe haben als Tiere in der Fachdidaktik zum Beispiel im Biologieunterricht. In beiden Fällen kommt zur primären Wirkung als Lernumgebung noch dazu, dass sie potenziell auch auf soziale und emotionaler Ebene auf Kinder wirken. Das passiert aber nicht einfach von allein, es muss von der Lehrperson auch gezielt auf diese Wirkungen als Lehr- und Lernziel hingearbeitet werden. Leben Hund, Katze oder Meerschweinchen erstmal im gemeinsamen Haushalt, gibt es eine Reihe von Aufgaben zu erfüllen. Welche Rezept haben Sie, damit dies möglichst stressfrei geschieht? In Österreich ist es laut Tierschutzgesetz nicht möglich, unter 16 Jahren ein Tier zu besitzen (gilt auch in Deutschland – Anm. der Red.). Also sind primär die Eltern in der Verantwortung, zumindest als back-up. Ziel jedoch ist, gemeinsam für das Tier zu sorgen, dass Kinder Verantwortung übernehmen. Folglich sollte bereits beim Tierkauf oder der Vergabe durch einen Tierschutzverein verbindlich Elternarbeit geleistet werden. Wenn Eltern abschätzen können, dass nicht genügend Zeit verfügbar und der Aufwand zu hoch ist, sollten sie in der Vorbildrolle auf den Tierbesitz verzichten. Das wäre dann auch für das Tier besser, das sonst bald im Tierheim landet? Im Sinne des Tierschutzes bräuchte es vergleichbar dem Hunde-Führerschein eine Einführung in artgerechte Haltung jeder Tierart. Aber das ist in der Praxis nicht zu realisieren. Da könnte jedoch die Schule im Sach- und Biologieunterricht, aber auch in Ethik potenziell einiges beitragen. In manchen Familien fällt die Entscheidung auf Fische, weil der Aufwand überschaubar scheint. Welche Erkenntnisse gibt es über die unterschiedliche Wirkung von verschiedenen Haustierarten auf die Menschen in der Familie? Grundsätzlich gilt: Je ähnlicher eine Tierart dem Menschen, desto mehr wird das Heimtier als „Familienmitglied“ betrachtet. Die Forschung ist jedoch sehr Wirbeltier-lastig, es gibt einfach noch zu wenig zu wirbellosen Tieren. Beim aktuellen Thema Energiepreise könnten Aquarien und Terrarien jedoch schnell kostspielig werden. Deswegen werden gerade viele Reptilien in Tierheimen abgegeben. Wenn Platz und Geld ein Haustier unmöglich machen, suchen viele Familien zum Ersatz Streichelzoos, Ponyhöfe und ähnliche Einrichtungen auf. Sind diese gelegentlichen Kontakte zu Tieren mit einem Haustier zu vergleichen? Sie sind jedenfalls wertvolle Erfahrungen, auch im Rahmen des Unterrichts. Natürlich sind die einmaligen Erfahrungen weniger wirksam als das Aufwachsen mit Tieren. Welches Haustier lebt mit Ihnen unter einem Dach? Das sind Achatschnecken und Stabschrecken. Ich halte diese Tiere primär, da sie in meiner Lehre mit Studierenden zum Einsatz kommen und sich dafür auch besonders gut eignen. Außerdem beobachte ich sie gerne und sowohl die gut getarnten Stabschrecken als auch die großen Achatschnecken sind faszinierende Tiere. Hund, Katze, Maus | 5

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