MainKind | Ausgabe 2/2022

º Interview Aliens sind freundlich, aber schwer zu finden Frau Randall, haben Sie als Kind häufig in die Sterne geguckt? Suzanna Randall: Ja, tatsächlich. Ich war schon als Kind total begeistert und habe als Dreijährige den Mond fasziniert angestarrt. Teleskope für Kinder konnte man damals ja noch nicht einfach bestellen und zudem waren sie wirklich teuer. Ich hatte ein Fernglas. Bei uns im Garten habe ich damit Sternbeobachtungssessions gemacht und meine Eltern haben mir Kakao gebracht. In Ihrem mit Ihrer Kollegin Insa ThieleEich verfassten Buch „Unser Weg ins Weltall“ schreiben Sie, dass Sie schon als kleines Mädchen Astronautin werden wollten. Was hat sie daran so begeistert? Für Kinder ist es nichts Ungewöhnliches, Astronaut werden zu wollen. Ich hatte etwas über Astronauten gelesen und fand das cool. Und dann habe ich Sally Ride entdeckt, die erste US-Amerikanerin im Weltraum. Sie war eine Frau, sah ein bisschen aus wie ich, hatte auch so dunkle Locken und war nett – sie wurde mein Vorbild. Allem zugrunde aber liegt mein Explorationsgedanke - höher, weiter, schneller und Neues entdecken. Ich wollte schon immer die ganze Welt bereisen und habe das fast geschafft. Die ultimative Reise wäre natürlich die in den Weltraum. War denn ein sehr guter Schulabschluss nötig, um diesem Ziel näher zu kommen, immerhin haben Sie Astrophysik studiert? Astronautin zu werden, hat nichts mit den Noten zu tun. Zu mir kommen immer wieder Mädchen, die sagen: ‚Ahh, ich würde das so gerne machen, aber meine Noten sind ja so schlecht‘. Da sage ich dann, dass ich bis zur 10. Klasse in Physik auf einer Vier stand. Ich war in der Schule auch nicht toll. Für einen Astronauten ist das, was in der Schule passiert, fast irrelevant. Gebraucht werden ein abgeschlossenes Studium und Berufserfahrung. Wenn man in der Schule nicht so gut ist, lässt sich das gut aufholen – das ist viel wichtiger als die Fünf in der zehnten Klasse. Es ist nie zu spät, Lücken zu schließen. Genau! Das zu betonen, ist mir ganz wichtig. Ich find es so traurig, wenn Fünftklässler sagen: ‚Ich kann das nicht, in bin so schlecht‘. Bei mir war das genauso: Ich fand Astrophysik immer gut, war aber so schlecht in Physik. In der 11. Klasse hatte ich aber einen wirklich motivierten Physiklehrer, bei dem es Spaß gemacht hat – und da ging es dann plötzlich. Seit einigen Jahren nun erforschen Sie das Weltall und beschäftigten sich mit riesigen Teleskopen in Chile mit dem Leben von Sternen. Was bewegt sie beim Blick in die unendlichen Weiten? Mich faszinieren das unglaublich Weite, die riesigen Distanzen und die gewaltigen Zeitspannen. Unsere Sonne ist 4,5 Milliarden Jahre alt. Das ist einfach etwas, was man sich nicht vorstellen kann. Dieses Abstrakte hat mich immer fasziniert. Und zudem interessiert mich die Physik hinter diesen Sternen, die ich beobachte: Wie sind sie entstanden? Warum sind sie so wie sie sind? Dieser wissenschaftliche Aspekt hat eine große Bedeutung für mich. Noch gibt es keinen Beweis dafür, aber gehen Sie davon aus, dass es außer uns noch anderes Leben gibt im Weltall? Das ist lustig, ich diskutiere diese Frage mit einigen befreundeten Kollegen. Es gab schon viele Suchen nach extraterrestrischem Leben, gerade mit Radioteleskopen. Seit den 60er Jahren suchen wir Menschen nach Signalen, die uns aus dem Weltall geschickt werden. Bis jetzt haben wir noch nichts gefunden. Warum das so ist, ist nicht einfach zu erklären. Vielleicht ist es einfach sehr, sehr unwahrscheinlich, dass Leben entsteht. Wir wissen inzwischen, dass es in der Nähe unserer Sonne tausende anderer Planetensysteme gibt. Es wird auch Planeten geben, die ähnliche Voraussetzungen haben wie die Erde. Vielleicht entsteht dort Leben. Viel spannender aber ist die Frage, wie lange das Leben dort andauert. Wie meinen Sie das? Die Sonne ist 4,5 Milliarden Jahre alt. Die Erde ist ein bisschen jünger. Wir bewegen uns im Bereich von Milliarden Jahren. Uns Menschen gibt es seit wenigen 10 000 Jahren. Und seit 50, 60 Jahren sind wir erst in der Lage, solche Teleskope zu bauen, mit denen wir tief ins All sehen und hören können. Das ist doch nur ein ganz, ganz kleiner Click im Vergleich zum Alter eines Planeten. Wir müssen davon ausgehen, dass die Menschen sich in einigen tausend Jahren auslöschen. Wenn das bei anderen Zivilisation im All auch so ist, müsste sehr viel zusammenkommen, dass wir in Kontakt treten können – sie müssten relativ nah zu uns sein, zur gleichen Zeit 4 | Unendliche Weiten

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